Kunst-Erlebnisse | Rückblicke

Ausstellungseröffnung

„Echte Kultur erweist sich stets als etwas Widerständiges. Ihr Auftrag bestand schon immer darin, der andrängenden Flut von Unmoral, Sinn- und Werteverfall zu widerstehen. Ihr oblag und obliegt es, in das Dickicht menschlicher Ratlosigkeiten Auswege zu treiben und Positionslichter zu stellen.“

Mit diesem Zitat des 1930 in Annaberg-Buchholz (Sachsen) geborenen und in Langen (Hessen) lebenden Glaskünstlers Johannes Schreiter wurde am 10. April die Vernissage zur „Kreuzinstallation“ von Michael Danner in der Petruskirche eröffnet.

Zuvor hatte ein exzellentes Trio den Abend mit wunderbaren Jazz-Nummern eingeleitet, die zumeist vom singenden Gitarristen Rachid Benachour komponiert worden waren. Mit ihm zusammen musizierten Eva Beutel auf dem Cello und der aktuelle Akkordeon-Weltmeister in der Kategorie Jazz, Salvatore La Ferrera.

Währenddessen staunten die ca. 80 Besucher:innen immer wieder über die neuen Ansichten, die diese Installation der Kirche und dem Chorraum gibt.

Kirchenrat Helmut Braun, Kunsthistoriker M.A. und Leiter des Kunstreferates der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, führte das Gespräch mit Danner. Dabei erläuterte dieser auch sein Werk Kreuz im Baumstamm. Zum ersten Mal machte er hiermit eine Installation direkt für eine Kirche. Der fast 10 Meter lange Stamm einer Wildkirsche hängt hinter dem Altar. Er schwebt über dem Boden und hat oben, so in der Höhe von zwei Dritteln bzw. im goldenen Schnitt, ein sich biegendes Stück Federstahl, gewissermaßen als Querbalken.

Mit diesem sich immer wieder mal leicht bewegenden Kreuz gibt es für den Künstler eine horizontale Verbindung zu Gott und eine vertikale Verbindung zu uns untereinander.

Unter dem Kreuz findet sich wie ein Läufer eine Bahn aus Bitumen, auf der die Handabdrücke von Danner zu sehen sind. Daneben liegt ein Stück Holz eines anderen Baums, eine wippende Waagerechte. Natur und Industrie sind hier als anschaulicher Kontrast zu erleben.

Links und rechts an den Wänden des Chorraums hängen jeweils zwei Bilder mit Tuschezeichnungen von sich im Wind wiegenden Grashalmen.

An den hinteren Wänden finden sich jeweils sechs Rindenstücke der Wildkirsche, zwölf also insgesamt. Zwölf ist auch die Zahl der Apostel. Danner gibt darüber keine Auskunft, ob er das so gedacht hat.

Anregende Gespräche mit dem Künstler, den Vortragenden und den Gästen schlossen sich nach dem offiziellen Teil des Abends und weiterer Musik an.

Text und Fotos: Thomas Dietrich


  • Vernissage Freya Blösl 25.10.2024

Am 25. Oktober gab es wieder einmal eine Vernissage in der Petruskirche. Für die neue Ausstellung unter dem Titel „Was bleibt? Erinnerungsarbeiten“ hat die bei Ulm wohnende Künstlerin Freya Blösl Dinge aus ihrer eigenen Vergangenheit aufgearbeitet.

Umrahmt von sphärischen Klängen, die Musiker Georg Daucher auf seinen experimentellen Instrumenten sowie mit Röhrenglocken und Gitarre hervorbrachte, und die das Publikum einluden, mit den Gedanken weit abzudriften, führte Pfarrer Jean-Pierre Barraud durch die Vernissage, in der Festredner Boris Kerenski, Leiter vom Kunstverein Esslingen und selber bildender Künstler, eine stimmungsvolle Eröffnungsrede hielt, die sich mit den Themen der Objekte gekonnt auseinandersetzte, ohne sie interpretierend einzuengen.

Zahlreiche Gespräche mit der Künstlerin, den Vortragenden und den Besucher:innen ließen den gelungenen Abend in der Kirche ausklingen.

Die drei Kunstwerke

  • Ein Leben in schwarz-weiß und bunt

Unter der Empore der Kirche hängt in der Mitte des Ganges ein großes mosaikartiges Teil, das aus lauter schwarzweißen und farbigen Fotografien aus dem Nachlass der Mutter besteht. Sie sind kreisrund ausgestanzt, verklebt, viermal genietet und mit kleinen weißen Kabelbindern miteinander verknüpft: Ein Leben in schwarzweiß und bunt. – Manch Betrachter wird sich dabei garantiert an die Fotoalben des eigenen Lebens und denen der Vorfahren erinnern und sich eventuell auf dem einen und anderen Bild selber in ähnlichen Situationen wiedererkennen.

Ein Leben in schwarz-weiß und bunt
Bildrechte Dietrich
Tagebucheinträge
Bildrechte Dietrich
  • Tagebucheinträge


In der Mitte des Raumes hängt an Kreuz und Empore befestigt ein langes Tuch wie eine Hängematte. Es besteht aus lauter Papierstücken in verschiedenem Format. Es handelt sich dabei um verarbeitete/vernähte Tagebucheinträge, die die Mutter der Künstlerin ihr Leben lang geschrieben und der Tochter zum Lesen vererbet hat. – Da das Ganze beidseitig funktioniert, lohnt es sich, sich auch unter das Gehängte zu legen, um dort weitere Einträge lesen zu können, die die Mutter mit ihrer schönen Schreibschrift notiert hat. – Am Anfang des Objekts liegt noch ein großes quadratisches Stück mit Teilen aus den Tagebüchern und bildet gewissermaßen den Auftakt zu dem Hängenden.

  • Wald der Tränen

Hinterm Altar stehen orangefarbene Gebilde, die wie Stelen ausschauen. Es sind Netze bzw. Zwiebelsäcke aus Plastik, die über einen Teil einer Plastikröhre in die Höhe kreisrund stabilisiert sind. Dieses wunderbar magisch anmutende Arrangement nennt sich Wald der Tränen und bildet einen trefflichen Abschluss der vorherigen Erinnerungsarbeiten.


Text: Thomas Dietrich

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  • 10.02.2023 - Ausstellung Totentanz-Zyklus von Georg Bernhard
Totentanz-Zyklus
Bildrechte Sixt
Totentanz-Zyklus
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Totentanz-Zyklus
Bildrechte Sixt
Totentanz-Zyklus
Bildrechte Sixt
  • 10.02.2023 - Vernissage zur Ausstellung Wann ist jetzt?
  • 18.11.2022 - Finissage mit Francesco Paolo Russo und Marisa Winter
  • 25.09.2022 - Ausstellungseröffnung Francesco Paolo Russo

Francesco Russo con Amici

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