Kunst-Erlebnisse | Rückblicke

Hier können Sie noch einmal durch die Ausstellungen der letzten Jahre wandern.

10.10.2025 Ausstellungseröffnung

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar.“, schrieb schon 1920 der Maler und Graphiker Paul Klee.

Und dieses Zitat passt wunderbar zur neuen Ausstellung, die am Abend des 10. Oktober 2025 in der Petruskirche eröffnet worden ist. Mit dem Titel „Was ist der Mensch?“ wird eine Installation des Niederländers Klaas Kloosterboer gezeigt, die schlicht und rätselhaft „24116, 2024“ heißt.

Beginn
Bildrechte Dietrich

Das Werk besteht aus einem blauen Overall und vier mit farbigem Stoff bezogenen Leinwänden. Es hängt an der Rückwand der Kirche an einem Haken. Davor hängt noch ein Seil. Wie Kirchenrat Helmut Braun, Kunsthistoriker M.A. und Leiter des Kunstreferates der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, erläuterte, ist dieses Objekt die erste Station einer Wanderausstellung und in Petrus bis zum 23. November während der Öffnungszeiten zu sehen. 

Ferdinand Schlichting
Bildrechte Dietrich

Im Wechsel mit meditativen Musikstücken, die Ferdinand Schlichtig auf der E-Gitarre wunderbar spielte, ließ Braun seinen Gedanken zu der Installation freien Lauf. 

Der übergroße Overall, der kein vorne und kein hinten hat, sondern auf beiden Seiten geschlossen ist … Daneben auf Augenhöhe die blaue Fläche, die an „Monochrome Blau“ von Yves Klein von 1956 erinnert, das in Stuttgart in der Staatsgalerie hängt … Das Seil mit seinen Schlingen und Knoten an beiden Enden … Es ist eine vestimentäre Skulptur, was bedeutet, das mittels Kleidung etwas zum Ausdruck gebracht wird … Wie zum Beispiel auch Theaterkostüme, die an ein bestimmtes Stück, an eine:n bestimmte:n Darsteller:in erinnern … 

KR Helmut Braun
Bildrechte Dietrich

Repräsentiert das Werk, wie man im Zusammenhang mit dem Ausstellungsort, andenken könnte, Jesus ... 
Oder ist es wegen des Stricks etwa Judas … 
Welche Perspektiven werden andere Betrachter:innen haben … 

Münden sie in den Fragen: 

  • Was kann ich wissen? 
  • Was soll ich tun? 
  • Was darf ich hoffen? 
  • Was ist der Mensch?
Im Gespräch
Bildrechte Dietrich

Nach diesen musikalisch ummantelten Gedankenspielen und einem Dank an Pfarrer Jean-Pierre Barraud, der die Petruskirche immer wieder für spannende Kunstprojekte offen hält, sagte Braun noch Folgendes: „Es ist als offenes, partizipatives Kunstwerk angelegt: Während Overall und blaue Fläche fest installiert bleiben, können die drei anderen Tafeln variabel neu gesetzt werden.“

Neuanordnung
Bildrechte Dietrich
Neuanordnung
Bildrechte Dietrich
Neuanordnung
Bildrechte Dietrich
Neuanordnung
Bildrechte Dietrich

Jede Veränderung solle möglichst fotografisch dokumentiert und durch Kommentare der Betrachtenden ergänzt werden. So entstehe ein Prozess, der Fragen nach Wahrnehmung, Symbolik, Anwesenheit und Abwesenheit stellt – auch im kirchlichen Kontext unter der Leitfrage „Was ist der Mensch?“.

Nachdem das Objekt von allen Anwesenden nun auch aus der Nähe betrachtet worden war, begannen alsbald die ersten Neuanordnungen der gelben, roten und grünen Tafel … Immer begleitet von den Fragen und Kommentaren der übrigen Gäste … Ein intensiver Gedankenaustausch über Farbsymbolik, Raumwirkung, christliche Symbole, Jetztzeit, Kirche, Leben …        
     
Text und Bilder: Thomas Dietrich

Ausstellungseröffnung

Gesang der Vögel

Seit ein paar Tagen hängt eine neue Installation in der Petruskirche „Gesang der Vögel“ von Stefanie Siering.

Einhundert blaue Tauben schweben auf Stoff aufgeklebt im Raum hinter dem Altar der Petruskirche. Davor hängen an durchsichtigen Fäden einhundert Worte, die in einhundert verschiedenen Sprachen „Frieden“ bedeuten.

Gesang der Vögel

Eröffnet wurde die Vernissage am 18. Juli 2025 mit dem 1. Satz aus Suite Nr. II d-Moll, BWV 1008, für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach. Vorgetragen wurde dieses wunderbare Stück von Ernst Clauder, der die fünf Schlussakkorde für sich in die vorherige Sechzehntelbewegung aufgelöst hatte.

Pfarrer Jean-Pierre Barraud unterhielt sich mit der Künstlerin Stefanie Siering über ihre Arbeit und deren Entstehung. Sie hatte viele Tauben fotografiert und dann mittels Cyanotypie bearbeitet. Mit diesem Mitte des 19. Jahrhunderts erfundenen Verfahren entstehen Eisenblaudrucke genannte Fotoabzüge.

Gespräch mit der Künstlerin

Diese befestigte sie auf den drei weißen Stoffbahnen und numerierte sie durch. Ebensolches tat sie mit den goldenen Worten davor, so dass nun jeder Taube das Wort „Frieden“ in einer anderen Sprache zugeordnet ist.

Eine Tonaufnahme mit den einhundert Frieden-Worten in gesprochener Version machte aus Wort, Bildern und Bewegung eine einzigartige Installation, deren Klang Cellist Clauder in seinem nächsten Vortrag improvisierend aufnahm.

An der Rückwand hängen noch sechs weitere Werke, die sich auf verschiedene Art und Weise mit dem Wort „Frieden“ auseinandersetzen.

Zum Abschluss las Pfarrer Barraud noch einen weiteren Text vor aus dem Buch „Sprechen über Gott“ von Byung Chul Han, einer Auseinandersetzung des Philosophen mit den Texten der französischen Autorin Simone Weil, die wie für diese Ausstellung geschrieben schienen.

Ernst Clauder am Cello

Mit der bekannten Gigue aus der Suite Nr. I G-Dur, BWV 1007, endete die Vernissage, bevor es lange und intensive Gespräche der Anwesenden mit Künstlerin und Künstler über das Gesehene und Gehörte gab. Gegen Ende improvisierte Clauder noch über das Auftrittslied der Carmen aus der gleichnamigen Oper von Georges Bizet, ohne bewusst an die Anfangszeile gedacht zu haben: „L′amour est un oiseau rebelle“. – Und so schloss sich der Kreis dieses inspirierenden Abends.

Vernissage

Text: Thomas Dietrich

Fotos: Thomas Dietrich


Ausstellungseröffnung

„Echte Kultur erweist sich stets als etwas Widerständiges. Ihr Auftrag bestand schon immer darin, der andrängenden Flut von Unmoral, Sinn- und Werteverfall zu widerstehen. Ihr oblag und obliegt es, in das Dickicht menschlicher Ratlosigkeiten Auswege zu treiben und Positionslichter zu stellen.“

Mit diesem Zitat des 1930 in Annaberg-Buchholz (Sachsen) geborenen und in Langen (Hessen) lebenden Glaskünstlers Johannes Schreiter wurde am 10. April die Vernissage zur „Kreuzinstallation“ von Michael Danner in der Petruskirche eröffnet.

Zuvor hatte ein exzellentes Trio den Abend mit wunderbaren Jazz-Nummern eingeleitet, die zumeist vom singenden Gitarristen Rachid Benachour komponiert worden waren. Mit ihm zusammen musizierten Eva Beutel auf dem Cello und der aktuelle Akkordeon-Weltmeister in der Kategorie Jazz, Salvatore La Ferrera.

Trio

Währenddessen staunten die ca. 80 Besucher:innen immer wieder über die neuen Ansichten, die diese Installation der Kirche und dem Chorraum gibt.

Kirchenrat Helmut Braun, Kunsthistoriker M.A. und Leiter des Kunstreferates der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, führte das Gespräch mit Danner. Dabei erläuterte dieser auch sein Werk Kreuz im Baumstamm. Zum ersten Mal machte er hiermit eine Installation direkt für eine Kirche. Der fast 10 Meter lange Stamm einer Wildkirsche hängt hinter dem Altar. Er schwebt über dem Boden und hat oben, so in der Höhe von zwei Dritteln bzw. im goldenen Schnitt, ein sich biegendes Stück Federstahl, gewissermaßen als Querbalken.

Gespräch

Mit diesem sich immer wieder mal leicht bewegenden Kreuz gibt es für den Künstler eine horizontale Verbindung zu Gott und eine vertikale Verbindung zu uns untereinander.

Unter dem Kreuz findet sich wie ein Läufer eine Bahn aus Bitumen, auf der die Handabdrücke von Danner zu sehen sind. Daneben liegt ein Stück Holz eines anderen Baums, eine wippende Waagerechte. Natur und Industrie sind hier als anschaulicher Kontrast zu erleben.

Links und rechts an den Wänden des Chorraums hängen jeweils zwei Bilder mit Tuschezeichnungen von sich im Wind wiegenden Grashalmen.

An den hinteren Wänden finden sich jeweils sechs Rindenstücke der Wildkirsche, zwölf also insgesamt. Zwölf ist auch die Zahl der Apostel. Danner gibt darüber keine Auskunft, ob er das so gedacht hat.

Anregende Gespräche mit dem Künstler, den Vortragenden und den Gästen schlossen sich nach dem offiziellen Teil des Abends und weiterer Musik an.

Text und Fotos: Thomas Dietrich

Kreuz im Baumstamm

  • Vernissage Freya Blösl 25.10.2024

Am 25. Oktober gab es wieder einmal eine Vernissage in der Petruskirche. Für die neue Ausstellung unter dem Titel „Was bleibt? Erinnerungsarbeiten“ hat die bei Ulm wohnende Künstlerin Freya Blösl Dinge aus ihrer eigenen Vergangenheit aufgearbeitet.

Umrahmt von sphärischen Klängen, die Musiker Georg Daucher auf seinen experimentellen Instrumenten sowie mit Röhrenglocken und Gitarre hervorbrachte, und die das Publikum einluden, mit den Gedanken weit abzudriften, führte Pfarrer Jean-Pierre Barraud durch die Vernissage, in der Festredner Boris Kerenski, Leiter vom Kunstverein Esslingen und selber bildender Künstler, eine stimmungsvolle Eröffnungsrede hielt, die sich mit den Themen der Objekte gekonnt auseinandersetzte, ohne sie interpretierend einzuengen.

Zahlreiche Gespräche mit der Künstlerin, den Vortragenden und den Besucher:innen ließen den gelungenen Abend in der Kirche ausklingen.

Die drei Kunstwerke

  • Ein Leben in schwarz-weiß und bunt

Unter der Empore der Kirche hängt in der Mitte des Ganges ein großes mosaikartiges Teil, das aus lauter schwarzweißen und farbigen Fotografien aus dem Nachlass der Mutter besteht. Sie sind kreisrund ausgestanzt, verklebt, viermal genietet und mit kleinen weißen Kabelbindern miteinander verknüpft: Ein Leben in schwarzweiß und bunt. – Manch Betrachter wird sich dabei garantiert an die Fotoalben des eigenen Lebens und denen der Vorfahren erinnern und sich eventuell auf dem einen und anderen Bild selber in ähnlichen Situationen wiedererkennen.

Ein Leben in schwarz-weiß und bunt
Bildrechte Dietrich
Tagebucheinträge
Bildrechte Dietrich
  • Tagebucheinträge


In der Mitte des Raumes hängt an Kreuz und Empore befestigt ein langes Tuch wie eine Hängematte. Es besteht aus lauter Papierstücken in verschiedenem Format. Es handelt sich dabei um verarbeitete/vernähte Tagebucheinträge, die die Mutter der Künstlerin ihr Leben lang geschrieben und der Tochter zum Lesen vererbet hat. – Da das Ganze beidseitig funktioniert, lohnt es sich, sich auch unter das Gehängte zu legen, um dort weitere Einträge lesen zu können, die die Mutter mit ihrer schönen Schreibschrift notiert hat. – Am Anfang des Objekts liegt noch ein großes quadratisches Stück mit Teilen aus den Tagebüchern und bildet gewissermaßen den Auftakt zu dem Hängenden.

  • Wald der Tränen

Hinterm Altar stehen orangefarbene Gebilde, die wie Stelen ausschauen. Es sind Netze bzw. Zwiebelsäcke aus Plastik, die über einen Teil einer Plastikröhre in die Höhe kreisrund stabilisiert sind. Dieses wunderbar magisch anmutende Arrangement nennt sich Wald der Tränen und bildet einen trefflichen Abschluss der vorherigen Erinnerungsarbeiten.


Text: Thomas Dietrich

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  • 10.02.2023 - Ausstellung Totentanz-Zyklus von Georg Bernhard
Totentanz-Zyklus
Bildrechte Sixt
Totentanz-Zyklus
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Totentanz-Zyklus
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Totentanz-Zyklus
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  • 10.02.2023 - Vernissage zur Ausstellung Wann ist jetzt?
  • 18.11.2022 - Finissage mit Francesco Paolo Russo und Marisa Winter
  • 25.09.2022 - Ausstellungseröffnung 

Francesco Russo con Amici