„Niemand soll am Lebensende allein sein“
Landesbischof Kopp weist am Ewigkeitssonntag auf Mitgefühl und Begleitung für Menschen am Lebensende hin
Zum Ewigkeitssonntag am 23. November 2025 lädt die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern ein, sich an verstorbene Menschen zu erinnern und Trost zu suchen. In den Gottesdiensten in Bayern wird an die Verstorbenen erinnert und um Trost und Nähe gebeten. Zugleich lenkt dieser Tag den Blick auf Fragen, die Menschen besonders in der letzten Lebensphase beschäftigen. Landesbischof Christian Kopp betont: „Wir denken an die Menschen, die uns vorausgegangen sind – und an die, die gerade mit schweren Entscheidungen in ihrer letzten Lebenszeit ringen. Niemand soll in solchen Momenten allein bleiben.“
Durch jüngste prominente Fälle ist das Thema assistierter Suizid erneut stärker in die Öffentlichkeit geraten. Solche Ereignisse führen vielen vor Augen, wie sehr Krankheit, Pflege und Abschied belasten können. Kopp unterstreicht: „Der Ewigkeitssonntag macht uns bewusst, wie verletzlich Menschen in dieser Phase sind und wie wichtig verlässliche Begleitung ist.“
Er weist darauf hin, dass Entscheidungen am Lebensende Menschen zutiefst belasten können, auch weil es in Deutschland aktuell keine klare gesetzliche Regelung zur assistierten Selbsttötung gebe. Aus seiner Sicht brauchen Betroffene auch Fachleute, die Orientierung durch qualifizierte Beratung, Schutz und respektvolle Begleitung gewährleisten.
Kopp betont, dass Menschen, die aufgrund eines schweren Leidens einen assistierten Suizid erwägen, nicht allein gelassen werden dürfen. Solche Angebote können nicht die Normalität im Umgang mit dem Tod werden. „Entscheidungen dieser Tragweite brauchen ein Umfeld, das Halt gibt – nicht Druck oder Vereinzelung.“
Der Ewigkeitssonntag mache Verbundenheit sichtbar. In vielen Kirchengemeinden werden die Namen der Verstorbenen verlesen; Menschen entzünden Kerzen und geben ihrer Trauer Raum. Für den Landesbischof ist der Ewigkeitssonntag ein Zeichen dafür, Trauer gemeinsam zu tragen.
München, 20. November 2025
Christine Büttner, Pressesprecherin
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Live-Andacht am Ewigkeitssonntag auf Trauernetz.de
Namentliches Gedenken an Verstorbene im digitalen Trauerbuch
Am Ewigkeitssonntag, den 23. November 2025, bietet das Portal trauernetz.de um 18 Uhr eine besondere Form des digitalen Gedenkens an: In einer digitalen Andacht können Christinnen und Christen online ihrer verstorbenen Angehörigen und Freunde gedenken. Dieser digitale Gedenkgottesdienst findet erstmals nicht nur als Chat, sondern auch als Livestream statt.
Ab sofort bis zum 21. November (12 Uhr) ist es möglich, die Namen Verstorbener in ein digitales Trauerbuch auf trauernetz.de einzutragen. Diese Namen werden während der Online-Andacht am Ewigkeitssonntag im Livestream und im Chat vorgetragen und im gemeinsamen Gebet vor Gott gebracht.
Bereits seit 2009 gibt es Chat-Andachten am Ewigkeitssonntag auf trauernetz.de. Nun wird der getippte, textbasierte Chat um einen Livestream erweitert. „Das digitale Gedenken ist eine gute Möglichkeit, sich online im Gebet und in der Erinnerung zu verbinden. Wir wollen mit dem Livestream nun auch denjenigen eine Form des digitalen Erinnerns ermöglichen, denen ein Live-Video näherliegt als das Tippen im Chat“, so Pfarrer Ralf Peter Reimann.
„Trauer ist zutiefst persönlich. Einige besuchen die Chat-Andacht seit mehreren Jahren, andere kommen neu dazu“, ergänzt Pfarrerin Maike Roeber. „Mit der Chat-Andacht bieten wir einen geschützten Raum, um namentlich an Verstorbene zu denken und so der eigenen Trauer Ausdruck zu geben.“
In diesem Jahr wird die Andacht erstmals gemeinsam mit dem evangelischen Trauerportal gedenkenswert.de gestaltet. Dessen Moderator, Pfarrer Rainer Liepold, nimmt auch als Liturg an der Andacht teil: „Das Internet ist heute für viele Trauernde zu einem sozialen Netz geworden. Hier erleben sie Anteilnahme und Austausch. Ich freue mich sehr auf die Menschen, die am 23. November online dabei sein werden.“
Der Chat findet wie in den vergangenen Jahren auf dem Portal chatseelsorge.de statt.
So läuft die Online-Andacht ab
Um 18 Uhr beginnt der Livestream, gleichzeitig startet der Chat. Nach der Eingangsliturgie folgt das namentliche Gedenken an die Verstorbenen im Chat und im Livestream.
Im Chat können Teilnehmende auch kurze Gebete oder Gedanken ausdrücken, wenn der Name einer Person erwähnt wird, an die sie besonders denken möchten.
Die Andacht endet mit einem gemeinsamen Vaterunser und dem Segen.
Der Zugang zum Chat und zum Livestream erfolgt über trauernetz.de. Es ist möglich, nur über den Chat oder nur über den Livestream an der Andacht teilzunehmen.
Stichwort: Gedenkseiten
Das evangelische Trauer- und Erinnerungsportal gedenkenswert.de bietet die Möglichkeit, Gedenkseiten für Verstorbene anzulegen. So erhalten Angehörige und Freunde online einen Ort, die Erinnerung an Verstorbene zu pflegen und ihrer persönlichen Trauer Ausdruck zu geben.
Das Projekt trauernetz.de wird getragen von den evangelischen Landeskirchen EKiR, ELKB, EVLKA, EKHN, EKIBA und VELKD.
„Frieden wächst, wo Menschen sich für Gerechtigkeit einsetzen.“
Landesbischof Christian Kopp zur neuen Friedensdenkschrift der EKD
Mit der neuen Friedensdenkschrift „Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick“ positioniert sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) neu zu den Fragen von Krieg und Sicherheit in einer Zeit wachsender Konflikte.
Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Christian Kopp, begrüßt die Veröffentlichung: „Diese Denkschrift ist ein wichtiger und mutiger Schritt hin zu einer christlichen Friedensethik, die die Spannungen unserer Zeit ernst nimmt. Sie verschließt nicht die Augen vor der Realität, hält aber auch an der Hoffnung fest, dass der Friede Gottes auch in einer unruhigen Welt wirksam werden kann.“
Die Denkschrift reagiere auf eine Welt, die „aus den Fugen geraten“ sei – mit Kriegen, Cyberangriffen, Desinformation und ökologischen Krisen. Sie suche eine verantwortungsethische Mitte zwischen Pazifismus und Verteidigungsfähigkeit und rufe dazu auf, Frieden nicht nur zu ersehnen, sondern aktiv zu gestalten und wenn nötig mit Gewalt zu sichern.
Für Kopp wird darin deutlich: „Christlicher Friede braucht einen klaren Blick auf die Wirklichkeit. Frieden ist kein fertiger Zustand, sondern wächst dort, wo Menschen Verantwortung übernehmen und Gerechtigkeit fördern. Ohne Schutz, Freiheit und gleiche Chancen für alle Menschen kann kein dauerhafter Friede entstehen.“
Im Zentrum der Denkschrift steht das Leitbild des „Gerechten Friedens“. Es umfasst vier Dimensionen: den Schutz vor Gewalt, die Förderung von Freiheit, den Abbau von Ungleichheiten und den friedensfördernden Umgang mit Pluralität.
Landesbischof Kopp betont, dass dieses theologische Nachdenken auch praktische Konsequenzen hat: „Frieden fällt nicht vom Himmel. Er braucht Menschen, die sich engagieren, Spannungen aushalten und Hoffnung leben. Darum wollen wir in unserer Kirche das Gespräch über Frieden lebendig halten an vielen Orten.“
Die Denkschrift wurde im Auftrag des Rates der EKD unter redaktioneller Leitung des Münchner Theologieprofessors Reiner Anselm erarbeitet. Sie knüpft an die Tradition evangelischer Friedensethik an und entwickelt sie weiter – als Antwort auf eine Welt, in der Sicherheit, Verantwortung und Gerechtigkeit neu zusammengedacht werden müssen.
Würde bleibt, auch wenn das Gedächtnis geht
Neue Broschüre und Website von Kirche und Diakonie bieten Orientierung, Wissen und Unterstützung für Menschen mit Demenz
In Deutschland leben derzeit rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Bis 2050 könnte ihre Zahl, laut Experten, auf bis zu 2,7 Millionen steigen. Mit der neuen Broschüre „Menschen mit Demenz und Kirche“ und der begleitenden Website www.menschen-mit-demenz-und-kirche.de setzen die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) und die Diakonie Bayern ein Zeichen für eine demenzsensible Kirche und Gesellschaft.
Die Broschüre bietet Impulse und praktische Hilfen aus kirchlicher und diakonischer Perspektive. Sie richtet sich an Gemeinden, Einrichtungen, Angehörige und Interessierte, die Menschen mit Demenz begleiten. Grundlage ist die Überzeugung, dass jeder Mensch – auch mit Demenz – ein Geschöpf Gottes ist, das gesehen und wertgeschätzt gehört.
Vier Themenbereiche strukturieren die Inhalte: Kirchliches Leben, Leben mit Demenz, Hilfsangebote im Überblick und Demenz und Kunst. Im Abschnitt Kirchliches Leben wird gezeigt, wie vertraute Lieder, Gebete und Psalmen Menschen mit Demenz Trost und Orientierung geben. Kirche kann damit ein Ort bleiben, an dem Betroffene sich beheimatet fühlen. Leben mit Demenz vermittelt alltagsnahe Tipps zu Kommunikation, Ritualen und Entlastung für Angehörige und verbindet diese mit seelsorglichen Impulsen. Das Kapitel Hilfsangebote im Überblick stellt kirchliche, diakonische und kommunale Netzwerke vor – von Seelsorgeangeboten über Fachstellen und Gesundheitsregionen bis hin zum Bayerischen Landesamt für Pflege. Ziel ist, Transparenz zu schaffen und vorhandene Unterstützungsstrukturen sichtbar zu machen.
Ein besonderer Akzent liegt auf dem Thema Demenz und Kunst. Die Illustrationen der Broschüre entstanden in einem Malprojekt mit Menschen mit und ohne Demenz im Evangelischen Pflegezentrum Sendling in München. Inspiriert vom Psalm 23 zeigen sie, wie kreative Ausdrucksformen Gemeinschaft und Teilhabe fördern können.
Erarbeitet wurde die Broschüre vom Synodalen Unterausschuss für Ethik in Medizin und Biotechnik in Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und der Diakonie Bayern. Die Broschüre „Menschen mit Demenz und Kirche“ kann kostenfrei beim Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern bestellt werden: demenz@elkb.de. Auf der Website www.menschen-mit-demenz-und-kirche.de finden sich ergänzend Materialien, Veranstaltungshinweise und Praxisbeispiele zum Thema Demenz.
PRESSEMITTEILUNG
ELOKI – Evangelisch. Lernend. Offen. KI
Die Evangelischen Kirchen in Bayern und im Rheinland starten eigene KI-Plattform
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) und die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) entwickeln gemeinsam mit der Stabsstelle Digitalisierung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine eigene KI-Plattform: ELOKI – Evangelisch. Lernend. Offen. KI.
Mit ELOKI entsteht ein sicherer, datenschutzkonformer und kircheneigener KI-Dienst, der Mitarbeitenden in Kirche und Diakonie die verantwortungsvolle Nutzung von Künstlicher Intelligenz ermöglicht – ohne Datenrisiken und ohne Abhängigkeit von großen Technologieunternehmen.
Der neue Dienst erfüllt die strengen Datenschutzvorgaben des Datenschutzgesetzes der EKD, nutzt offene Standards und wird vollständig unter kirchlicher Kontrolle betrieben. Persönliche Nutzerdaten verlassen die kirchliche Infrastruktur nicht – sie bleiben geschützt und in der Hoheit der Kirchen. So setzen die evangelischen Kirchen ein deutliches Zeichen für Datensicherheit, Transparenz und digitale Unabhängigkeit.
„Mit ELOKI schaffen wir einen Ort, an dem Künstliche Intelligenz sicher, verantwortungsvoll und im Geist unserer Kirche genutzt werden kann. Bei uns sind die Daten der Mitarbeitenden in guten Händen – geschützt und selbstbestimmt“, versichert Oberkirchenrat Stefan Blumtritt, Leiter der Abteilung Kirche und Gesellschaft im Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Auch anderen Landeskirchen und kirchlichen Einrichtungen steht ELOKI künftig offen. „Durch die gemeinsame technische Basis können Ressourcen gebündelt, Kosten gesenkt und Doppelentwicklungen vermieden werden – ein wichtiger Schritt hin zu einer souveränen digitalen Zukunft der evangelischen Kirche in Deutschland“, betont Klaus Lammertz, Leiter der Stabsstelle IT im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Für die technische Umsetzung setzt ELOKI auf das Kirchliche Rechenzentrum Südwest (KRZ SWD) und den europäischen Cloud-Anbieter StackIT. Beide Partner gewährleisten höchste Sicherheitsstandards. So bleiben alle Daten in sicheren Händen – unter kirchlicher Kontrolle und innerhalb europäischer Datenschutzrahmen.
Aktuell läuft die Pilotphase mit ersten Anwendergruppen in Bayern und im Rheinland. Auf Grundlage ihres Feedbacks wird ELOKI weiterentwickelt, um kirchlichen Mitarbeitenden künftig ein verlässliches, eigenständiges und vertrauenswürdiges KI-Werkzeug bereitzustellen – von der Kirche, für die Kirche.
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern trauert um Altlandesbischof Dr. Johannes Friedrich
Der frühere Landesbischof Dr. Johannes Friedrich ist im Alter von 77 Jahren in Nürnberg im Kreis seiner Familie verstorben.
Landesbischof Christian Kopp würdigt dessen Wirken: „Johannes Friedrich hat vorgelebt, wie der christliche Glaube die Freiheit schenkt, das Leben gut zu gestalten. Für ihn war seine persönliche Beziehung zu Gott Antriebskraft für seine Arbeit. An Johannes Friedrich habe ich immer bewundert, wie liebevoll, zugewandt und zielorientiert er arbeitete. Er war ein ökumenischer Brückenbauer, der für eine Kirche mitten in der Welt eintrat.“
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern verdankt Friedrich viel. Das christlich-jüdische Gespräch lag ihm ebenso am Herzen wie der Dialog mit den Musliminnen und Muslimen. Friedrich trat ein gegen alle Formen von Extremismus und Antisemitismus und gehört zu den Gründern des Bündnisses für Toleranz Bayern. Viele Jahre engagierte er sich in der deutschen und bayerischen Bibelgesellschaft. Immer wieder betonte er, dass Verständigung und gegenseitiger Respekt zwischen den Religionen die Grundlage für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Welt seien.
Johannes Friedrich ist am 20. Juni 1948 in Bielefeld geboren. Er war von 1979 bis 1985 Studierendenpfarrer in Nürnberg und anschließend für die Evangelische Kirche in Deutschland Pfarrer und Probst an der Erlöserkirche in Jerusalem. Von 1991 bis 1999 leitete Friedrich als Dekan den Dekanatsbezirk Nürnberg. 1999 wurde er zum Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern gewählt und wirkte in dieser Funktion 12 Jahre. In dieser Zeit war Friedrich zunächst Catholica-Beauftragter und von 2005 bis 2011 leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Nach seiner Amtszeit als Landesbischof übernahm Friedrich 2011 noch einmal für anderthalb Jahre ein Pfarramt im mittelfränkischen Bertholdsdorf, bevor er 2013 in den Ruhestand ging.
Für sein Wirken erhielt Friedrich zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande und den Bayerischen Verdienstorden. Um Dr. Johannes Friedrich trauern seine Frau Dorothea und die beiden Töchter mit Familien.
Dankbar leben und Verantwortung übernehmen
Landesbischof Kopp ruft zu weniger Verschwendung, mehr Gerechtigkeit und einem verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung Gottes auf
Zum diesjährigen Erntedankfest am Sonntag, 5. Oktober 2025, erinnert der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Christian Kopp, an die Bedeutung der Dankbarkeit und fordert zur Übernahme der Verantwortung für die Schöpfung Gottes auf. In seiner Botschaft betont er die Aktualität des Festes angesichts der globalen Herausforderungen durch den Klimawandel: „Wir erleben, wie Dürre, Hitze und Fluten die Ernten bedrohen. Die Klimakrise ist kein Problem irgendwo, sondern eine unmittelbare Herausforderung für unser tägliches Brot.“
Erntedank bedeute mehr als Tradition. Es sei Ausdruck einer Haltung, die Dankbarkeit mit Verantwortung verbinde, so der Landesbischof: „Wer Gott für die Gaben der Erde dankt, kann nicht gleichzeitig ihre Zerstörung in Kauf nehmen. Wir sind aufgerufen, die Schöpfung zu bewahren – klar in der Wahrheit, fest in der Liebe.“
Darum versteht Kopp das Erntedankfest in diesem Jahr auch als Ruf zu einem verantwortlichen Lebensstil: „Es geht um weniger Verschwendung, mehr Gerechtigkeit und einen verantwortlichen Lebensstil.“ Trotz aller Herausforderungen bleibe die christliche Hoffnung stark: „Es ist nicht zu spät. Gott schenkt Zukunft, wenn wir Verantwortung übernehmen.“
Das Erntedankfest gehört zu den ältesten christlichen Traditionen. In vielen Gemeinden wird es mit geschmückten Altären, festlichen Gottesdiensten und gemeinschaftlichen Feiern begangen. Im Mittelpunkt steht die Dankbarkeit für die Früchte der Erde und die Erinnerung daran, dass Nahrung und Leben nicht selbstverständlich sind.
Neues Buch zum Umgang mit Kirchengebäuden: "Leben statt Leere"
Säkularisierung, Individualisierung, Pluralisierung, Traditionsabbruch, Vertrauensverlust, religiöses Desinteresse.
Mit diesen Entwicklungen müssen die beiden großen Kirchen in Deutschland umgehen. Das Buch "Leben statt Leere - Überlegungen und Anregungen zum Umgang mit unseren Kirchen" von Klaus-Martin Bresgott, Johann Hinrich Claussen und Stefan Rhein (alle drei Herausgeber) will ein Ausrufezeichen setzen und zugleich Perspektiven für die Zukunft aufzeigen.
Die Mehrheit der Bevölkerung ist nicht mehr evangelisch oder katholisch. Und doch: Mit Weihnachten, Ostern und Pfingsten bleibt der Rhythmus des Jahres christlich bestimmt. Den Mittelpunkt von Städten, Kiezen oder Dörfern bilden bis heute meist Kirchengebäude. Kirchtürme sind und bleiben visuelle Haltepunkte und bestimmen die Silhouetten. Die »Kirche im Dorf« und in der Stadt schafft Identität und Heimat. Sie stiftet eine Mitte, für alle.
In Deutschland gibt es 44.400 Kirchengebäude. Davon stehen 95 Prozent katholische und 83 Prozent evangelische unter Denkmalschutz. Hinzu kommen Pfarrhäuser, Gemeindezentren und Klöster, die den kirchlichen Immobilienbestand auf fast 100.000 Liegenschaften erhöhen. Bei den Kirchengebäuden gehen Schätzungen davon aus, dass ein Drittel weiterhin ausschließlich liturgisch genutzt wird, ein Drittel durch Nutzungserweiterungen in kirchlicher Teilverantwortung bleibt, aber ein Drittel vollständig abgegeben werden muss. Das ist kirchenintern, vor allem für die Verantwortlichen vor Ort, ein belastendes Thema.
Umso wichtiger ist es den Autoren des Buches, auch außerhalb der engeren Kirchenmauern Interesse dafür zu wecken, um in gemeinsames Handeln zu kommen. Verschiedene Perspektiven tragen hier dazu bei: Stadtplanung und Architektur, Baukultur und Denkmalpflege, Kunstgutschutz und kulturelle Bildung, Kirche, Staat und Zivilgesellschaft, Theologie und Gemeindearbeit. Gemeinsam plädieren sie für den Erhalt und gegen den Abriss, sie verorten die Kirchengebäude in der Gesellschaft und verstehen sie als Gemeinschaftsaufgabe, sie sehen in ihnen nicht die Last des Leerstands, sondern die Chance des Freiraums, sie begreifen sie nicht als isolierte Einheiten, sondern als Teile eines Sozialraums, in den hinein sich die Kirchen öffnen. Sie entwickeln Konzepte und beschreiben konkrete Projekte, die vom Zusammenwirken von Kommune und Kirche und vom Gelingen neuer niedrigschwelliger Zugänge und gemeinsamer Nutzungen berichten. Und sie werben für neue Partnerschaften vor Ort, für Vertrauen zwischen gesellschaftlichen und kirchlichen Akteurinnen und Akteuren, für Mut zum Experiment auf dem gemeinsamen Weg fort von der Leere hin zu einer neuen, lebendigen und gemeinwohlorientierten Nutzung der kirchlichen Kulturdenkmale.
Ein Kapitel des Buches stammt von Bettina Seyderhelm, Kunstgutbeauftragte der EKM, zum Thema "Gotteshäuser umnutzen, ab- oder aufgeben? Konsequenzen für ihre Ausstattung". Sie finden den Artikel unter "Downloads" auf dieser Seite.
Das Buch "Leben statt Leere - Überlegungen und Anregungen zum Umgang mit unseren Kirchen" von Klaus-Martin Bresgott, Johann Hinrich Claussen und Stefan Rhein ist ab dem 15. Juni 2025 im Handel erhältlich (Paperback, 15 Euro)
Neuer Kirchenkreis Schwaben-Altbayern:
Zukunftsmodell mit Doppelspitze
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern feiert am 27. März 2025 in der St. Matthäuskirche in Ingolstadt um 17 Uhr die Gründung des neuen Kirchenkreises Schwaben-Altbayern. Er umfasst die Fläche der bisherigen Kirchenkreise München, Augsburg und Regensburg. Der Anlass wird mit einem Gottesdienst in Ingolstadt gefeiert, den Landesbischof Christian Kopp leiten wird: „Mit der neuen Struktur und Leitung im Team setzen wir als evangelische Kirche in Bayern wichtige Impulse für eine moderne, zukunftsfähige kirchliche Arbeit, die die Bedürfnisse ihrer Mitglieder im Blick hat.“
Erstmals wird ein Kirchenkreis in Bayern von einer Doppelspitze geführt – ein Novum in der Landeskirche. Die Regionalbischöfe Thomas Prieto Peral und Klaus Stiegler übernehmen gemeinsam die Leitung und stehen für eine zukunftsweisende, kollegiale Führung. Als Mitglieder des Landeskirchenrats tragen sie Verantwortung für die strategische Entwicklung der Kirche in der Region, die Personalführung sowie die Vertretung gegenüber Politik und Gesellschaft. Die Aufgabenteilung erfolgt sowohl regional als auch thematisch. Klaus Stiegler ist zuständig für die Dekanatsbezirke Cham/Sulzbach-Rosenberg/Weiden, Ingolstadt, Landshut, Neumarkt i. d. OPf., Passau, Regensburg, Donauries, Neu-Ulm und Augsburg. Sein Schwerpunkt für den ganzen Kirchenkreis liegt im Bereich Schule und Religionsunterricht. Thomas Prieto Peral betreut die Dekanatsbezirke Bad Tölz, Freising, Fürstenfeldbruck, Kempten, Memmingen, München, Rosenheim, Traunstein und Weilheim. Er fokussiert sich kirchenkreisweit auf Ökumene und interreligiösen Dialog. Die Arbeit des Leitungsteams erfolgt von den Standorten Augsburg, München und Regensburg aus.
Thomas Prieto Peral ist seit November 2023 Regionalbischof und war bislang für Oberbayern verantwortlich. Nach seiner Ordination im Jahr 1997 wirkte er unter anderem an der Münchner Reformations-Gedächtniskirche. Von 2006 bis 2015 baute er als Referent für Ökumene und Weltverantwortung ein Hilfsnetzwerk für Christen im Nahen Osten auf und prägte danach als Theologischer Planungsreferent den Zukunftsprozess „Profil und Konzentration“ der Landeskirche. Klaus Stiegler ist seit August 2019 Regionalbischof für Niederbayern, die Oberpfalz und Ingolstadt. Nach seiner Ordination im Jahr 1992 war er Pfarrer in Forchheim St. Johannis und engagierte sich im Bereich Schule und Religionsunterricht. Als Dekan in Schwabach leitete er von 2004 bis 2019 den Dekanatsbezirk und war Vorsitzender des Diakonischen Werks Schwabach e.V. sowie des Evangelischen Bildungswerks Schwabach e.V.
Der neue Kirchenkreis Schwaben-Altbayern erstreckt sich vom Bodensee bis zum Großen Arber und umfasst eine beeindruckende Vielfalt an Gemeinden und Landschaften. Mit 459 Kirchengemeinden und rund 874.000 evangelisch-lutherischen Christen in 18 Dekanatsbezirken ist er derzeit der größte Kirchenkreis in Bayern. Neben den Kirchengemeinden engagieren sich die Evangelischen Dienste und diakonischen Einrichtungen intensiv für die Menschen in der Region.
„Wirkstatt evangelisch“: Start der neuen Organisation
für innovative Kirchen- und Gemeindeentwicklung
Zum Jahresbeginn geht die neue Einrichtung „Wirkstatt evangelisch“ der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern an den Start. Dabei schließen sich das Amt für Gemeindedienst, die Gemeindeakademie und das Amt für Jugendarbeit in einer gemeinsamen Organisation zusammen. Ziel dieser Neuausrichtung ist es, kirchliche Arbeit besser zu vernetzen, um ehrenamtlich und hauptamtlich Mitarbeitende in Kirchengemeinden, Dekanatsbezirken und auf Landesebene bestmöglich zu unterstützen. Der Zusammenschluss sei also mehr als eine organisatorische Entscheidung, betont Susanne Schatz für das Leitungsteam der neuen Einrichtung. „Es ist ein Herzensanliegen. Wir möchten ein starkes Netzwerk schaffen, das durch Zusammenarbeit und Inspiration kirchliches Leben bereichert und Menschen erreicht.“ Neu ist auch, dass die „Wirkstatt evangelisch“ von einem vierköpfigen Team geleitet wird: Jürgen Hofmann, Dr. Tobias Fritsche, Gudrun Scheiner-Petry und Dr. Susanne Schatz.
Der Start der neuen Einrichtung „Wirkstatt evangelisch“ wird am Mittwoch, 8. Januar 2025, um 16 Uhr in der Nürnberger St. Jakobskirche unter der Leitung von Oberkirchenrat Stefan Blumtritt in einem Gottesdienst gefeiert: „Die ‚Wirkstatt evangelisch‘ wird ein Raum sein, in dem innovative Ideen wachsen, Menschen sich vernetzen und neue und notwendige Wege der Gemeindearbeit und Kirchenentwicklung beschritten werden. Uns war wichtig, eine Organisation zu schaffen, die flexibel und kreativ auf die Herausforderungen von heute reagiert.“ Die Predigt im Gottesdienst wird Landesbischof Christian Kopp halten. Auch er ist von der neuen Einrichtung überzeugt: „Die Wirkstatt vereint Innovation und Tradition – sie ist ein klares Bekenntnis zu unserer Aufgabe, Kirche in die Zukunft zu führen.“
Die neue Einrichtung „Wirkstatt evangelisch“ hat ihren Sitz in Nürnberg zunächst an zwei Standorten, im Hummelsteiner Weg 100 und in der Sperberstraße 70. Diese Übergangslösung bleibt bestehen, bis die Einrichtung voraussichtlich im Jahr 2026 ihren endgültigen Standort auf dem derzeit entstehenden Evangelischen Campus in Nürnberg beziehen wird. Mit diesem Umzug wird die „Wirkstatt evangelisch“ Teil eines innovativen Zentrums für Bildung, Begegnung und Zusammenarbeit.
